Seit 2003 ist das Porsche Design Studio eine 100prozentige Tochter der Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft (Porsche Design Group), die gegründet wurde, um das Accessoiregeschäft der Porsche AG und der Porsche Design Management GmbH zu bündeln. Der neue Leiter des Studios ist Roland Heiler, der zuvor das Porsche–Styling Studio in Huntington Beach, Kalifornien leitete.
Classic Driver traf Roland Heiler zu einem Gespräch in Zell am See:
Classic Driver (CD): Herr Heiler, was macht Ihrer Meinung nach „gutes Design“ aus?
Roland Heiler (RH): Darüber lässt sich natürlich trefflich philosophieren… Für uns bei Porsche Design steht gutes Design immer im Einklang mit der Funktion eines Produkts. Gutes Design überdauert Modeströmungen und verliert eigentlich nie seine Gültigkeit.
CD: Welche Aufgaben muss Design in der heutigen Zeit erfüllen?
RH: In einer Zeit, in der die Menschen täglich von einer Vielzahl kurzlebiger Produkte umgeben sind, werden wir uns eher mehr darauf konzentrieren, Wertigkeit und Authentizität in unserem Design zum Ausdruck zu bringen. Das entspricht nicht nur unserer Philosophie, sondern ist auch ökologisch ein guter Weg.
CD: Was ist das Besondere an Porsche Design-Produkten und erfüllen Sie diese Anforderungen?
RH: Porsche Design Produkte sind meistens technisch inspiriert. Sie sind innovativ, ehrlich, hochwertig und zeitlos. Unsere Produkte verbinden die Begriffe modern und klassisch durch ihren reduzierten Designansatz. Wir haben unsere Designphilosophie in zehn Einzelanforderungen definiert, die intern den Spitznamen „Zehn Gebote“ haben. Bei jedem Produkt überprüfen wir die Einhaltung dieser Anforderungen sorgfältig und kritisch.
CD: Wie erklären Sie sich den weltweiten Erfolg von Porsche Design Produkten?
RH: Zunächst einmal lässt sich nicht leugnen, dass die Faszination und die Nähe der berühmten Automarke Porsche gewisse Begehrlichkeiten weckt. Allerdings wäre der Erfolg unserer Produkte nicht möglich, wenn ihr Design und ihre Qualität diesem Anspruch nicht gerecht würden. Einen weiteren wesentlichen Grund für den Erfolg von Porsche Design Produkten sehe ich eindeutig darin, dass wir nicht versuchen es allen recht zu machen, sondern unsere Auffassung konsequent vertreten und in den Produkten umsetzen. Dadurch bekommt man ein eigenes Profil, und das spricht unsere Kunden an.
CD: Wie viele Designer arbeiten hier im Porsche Design Studio in Zell?
RH: Unser Team besteht momentan aus 12 Mitarbeitern.
CD: Wie muss man sich den Entwicklungsprozess von der Idee bis zum fertigen Designstück vorstellen?
RH: Wir sind ja dafür bekannt, dass unsere Designer sogenannte „Engineering Minds“ haben. Deshalb beginnt ein Projekt üblicherweise mit einem Brainstorming, das wir immer im großen Kreis durchführen, um eben möglichst viel Input zu bekommen. In dieser Phase wird alles in Frage gestellt und versucht, dadurch neue Ansätze für eine bestimmte Aufgabenstellung zu finden. Anschließend geht die Denkarbeit an den Zeichentischen, Computern und im Modellbau weiter. In der Konzeptphase entstehen Skizzen und vorläufige Schaummodelle. Danach verdichtet sich die kreative Arbeit bis hin zum Präsentationsmodell, das in Form und Oberflächenfinish nicht vom endgültigen Produkt zu unterscheiden ist. Während der gesamten Entwicklungszeit findet ein ständiger Dialog mit dem Auftraggeber statt, um sicherzustellen, dass alle fertigungstechnischen Gesichtspunkte berücksichtigt sind.
CD: In wieweit hat dieser Ort hier Einfluss auf die Kreativität?
RH: Die Natur ist immer ein guter Ratgeber für Designer. Und die Ruhe und „relative Langsamkeit“ in den Bergen kann man zum Nachdenken gut nutzen. Aber ähnlich einer einseitigen Ernährung wäre dieser Einfluss allein nicht wünschenswert. Deshalb reisen unsere Designer häufig eben auch in die Metropolen der Welt, denn dort leben unsere Kunden - sowohl diejenigen, die unsere Produkte kaufen, als auch jene, für die wir im Auftrag Designentwicklungen betreiben. Diese Stimulanz ist für Designer wichtig.
CD: Wie wichtig ist Ihnen Tradition?
RH: Für jeden, der unter dem „Porsche Design-Dach“ arbeitet und lebt, spielt Tradition eine entscheidende Rolle. Die Kenntnis der Geschichte und der eigenen Herkunft ist wichtig, aber der Umgang damit erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. Wenn man wie wir hauptsächlich über die Zukunft nachdenkt, darf man sich von der Tradition inspirieren lassen, sie sollte aber nicht im Vordergrund stehen.
CD: Was verbindet Porsche Design mit der Sportwagenmarke Porsche über den Namen hinaus? Wo liegen Parallelen?
RH: Unsere Designphilosophie hat dieselben Wurzeln wie die der Marke Porsche. Unser Firmengründer Prof. Ferdinand A. Porsche (Gründung des Porsche Design Studio 1972) hat ja den allerersten Porsche 911 entworfen. Er war damals Leiter der Porsche Designabteilung. Die beiden Marken sind bezüglich ihrer Philosophie eng miteinander verflochten. Viele Ansprüche, die ich vorher im Zusammenhang mit Porsche Design genannt habe, treffen in sehr ähnlicher Form auf die Automarke zu.
CD: Welches ist Ihr persönlicher Favorit aus dem Porsche Design Portfolio?
RH: Das ist nicht leicht zu beantworten. Ich habe Lieblingsprodukte in verschiedenen Kategorien. Die Siemens Küchenserie zum Beispiel gefällt mir außerordentlich gut. Aber wenn ich nur ein Stück aussuchen könnte, dann wäre es vermutlich der P011 Titan Chronograph.
CD: Was wird es in Zukunft Neues von Porsche Design geben?
RH: Unter der Marke Porsche Design werden derzeit klassische Herren-Accessoires wie Uhren, Brillen, Messer, Schreibgeräte, Reisegepäck und Lederwaren, Rauchaccessoires und Schuhe angeboten. Dieses Produktportfolio soll zu gegebener Zeit um eine Mode- und Duftlinie, Sportgeräte sowie elektronische Produkte erweitert werden.
CD: Welche sind die zukünftigen Ziele von Porsche Design?
RH: Wir werden einerseits eine Menge Arbeit haben, all die neuen Produkte für die deutlich erweiterte Palette der Porsche Design Stores zu entwerfen. Aber parallel dazu werden wir unser Design Geschäft außerhalb der Arbeiten für die Marke Porsche Design ausbauen.
CD: Herr Heiler, vielen Dank für dieses Gepräch.
Interview: J. Philip Rathgen
Foto: PLH
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